Die Beelitzer Kirche – ein Haus für alle
Der Ortsbeirat Beelitz hatte im Rahmen seiner Reihe: „Beelitzer Vereine stellen sich vor“ am 1. Februar den Förderverein Stadtpfarrkirche eingeladen. Gern sind drei Vorstandsmitglieder dieser Einladung gefolgt, konnte der Verein doch in diesem Rahmen sein Anliegen einer größeren Gruppe von Mandatsträgern und Beelitzern vorstellen.
Der Vereinsvorsitzende, Herr Jörn Müller, tat dies dann im Rahmen eines kurzen Vortrags. Christen und Nichtchristen haben sich zusammengefunden, um das Kirchengebäude, das Beelitzer Bürger vor Jahrhunderten errichteten und das wie kein anderes Gebäude das Stadtbild prägt (Stellen Sie sich doch mal die Beelitzer Altstadt ohne die Kirche vor) für spätere Generationen zu erhalten.
Immer wieder gab es – besonders nach der Wende – Einzelmaßnahmen zur Erhaltung des Gebäudes: Das Dach wurde umgedeckt, der Kirchturm und die Außentüren wurden gestrichen, der Kirchplatz wurde neu gestaltet. Eigentlich sieht sie ja auch gar nicht so schlecht aus, die trutzige Feldsteinkirche im Inneren der Beelitzer Altstadt.
Das eigentliche Problem, die eigentliche Krankheit erschließt sich aber im Inneren: Fundamente und Außenmauern sind durchfeuchtet, Schimmel und Pilzbefall haben großen Schaden an Holzkonstruktion und Mauerwerk angerichtet. Und solange die Ursache für die Durchfeuchtung nicht beseitigt ist, ist das ganze Gebäude in Gefahr.
In den vergangenen Jahren konnte in einem ersten Bauabschnitt die Außenhülle der Kirche restauriert werden. Die Mauerwerksfugen wurden nachgearbeitet, die Türen aufgearbeitet und – das wird dem interessierten Betrachter in den nächsten Wochen auffallen: Die Fenster werden restauriert. Dann ist ein wichtiger Abschnitt mit finanzieller Unterstützung von Stadt, Staat und Kirche geschafft.
Das eigentliche Problem, die dauerhafte Trockenlegung der „Füße“ der Kirche, steht aber noch bevor. Eine erste Maßnahme war die teilweise Freilegung der äußeren Fundamentmauern. Dabei zeigte sich schon eine teilweise Verbesserung, da ein Teil des Fundaments nicht aus Feldsteinen, sondern aus gebrannten Ziegeln besteht, die die Feuchtigkeit bei Erdkontakt durchlassen. Allerdings bezweifeln die Gutachter, dass durchdringende Außenfeuchtigkeit generell die Ursache für die Bauwerksschäden ist, da Wasser im Bereich der in Feldstein ausgeführten Fundamente nicht in den Innenraum durchdringen sollte.
Es lohnt sich, einmal einen Blick in die freigelegten Fundamentbereiche zu riskieren: Über die Jahrhunderte ist die Kirche im Erdboden „versunken“. Immer wieder haben Aufschüttungen das Niveau des Kirchplatzes angehoben. Man erkennt noch liebevoll in Klinker-Formsteinen ausgeführte Mauerbereiche, die nun im Erdboden verschwunden sind. Es ist auch ein Ziel des Fördervereins, zumindest Teile der ehemaligen Außenwände und auch des Fundaments dauerhaft sicht- und erlebbar zu machen.
Wie soll nun der Feuchtigkeit grundsätzlich zu Leibe gerückt werden? Neben den äußeren Aufgrabungen wird in den nächsten Wochen ein etwa 50 cm breiter Lüftungsschlitz entlang der Außenmauern im Inneren der Kirche freigelegt. Die neuen Fenster erhalten klimagesteuerte Lüftungsklappen und auch die Beseitigung des Podestes im Altarraum steht in diesem Zusammenhang. Gleichzeitig laufen aufwändige Klimamessungen. Sicher wird das Innere der Kirche durch die Grabungen erst einmal nicht attraktiver. Insbesondere auch, weil die Kirchbänke, an denen teilweise schon Pilze und Schimmel nagen, verändert, mitunter auch total entsorgt werden müssen. Die Arbeiten sind aber unabdingbar, soll die Kirche dauerhaft erhalten und genutzt werden.
Und hier sind wir an einem wichtigen Scheidepunkt angelangt. Was soll nach Hüllensanierung und Trockenlegung im Gebäude passieren? Die Sanierung des Innenraums wird wieder viel Geld kosten. Geld, das die Kirche nicht hat. Für die regelmäßigen Gottesdienste wird das Gebäude nicht mehr gebraucht, es ist zu groß. Wer sich im Urlaub einmal aufmerksam umsieht, was in anderen Kirchen geschieht, wird feststellen, dass die Hallen oft auch für profane Nutzungen zur Verfügung stehen. Ob Konzertsaal, Ausstellungsräume, museale oder andere öffentliche Nutzungen: Es gäbe viele Möglichkeiten. Im Beelitzer Fall ist es nun an der Zeit, über die allgemeine Verwendung der Kirchenräume nachzudenken. Von der späteren Nutzung hängen z.B. Fußbodenaufbau, Inneneinrichtung, räumliche Abteilungen und Heizung ab.
Man darf sich hierbei keine Denkschranken auferlegen. Na, vielleicht nicht als Disko, aber für angemessene öffentliche und private Nutzung sollte es keine Beschränkungen geben. Auch wechselnde Ausstellungen, museale Nutzung, sogar eine gastronomische Einrichtung etwa in der Wunderblutkapelle wären denkbar. Ich denke, die Kirchengemeinde als Eigentümerin des Gebäudes ist offen für Diskussionen in jede Richtung.
Wie schon gesagt, wird die Innensanierung eine Menge Geld kosten. Die Fördermittel dafür werden vermutlich nur spärlich fließen. Die Hauptlast werden, wie schon bei der Errichtung des Gebäudes, die Beelitzer Bürgerinnen und Bürger, sprich der städtische Haushalt, zu tragen haben. Dazu ist zweierlei notwendig. Einmal muss das Nutzungskonzept auch von der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger getragen werden, zum anderen muss so schnell als möglich der intensive Kontakt mit den Verantwortungsträgern der Stadt gesucht werden, um ein solches Konzept zu erarbeiten.
Sicher ist es denkbar, dass nach der Hüllensanierung und Trockenlegung erst mal Schluss ist. Die Kirche kann dann noch Jahrhunderte stehen. Aber ist es nicht schaden, wenn ein solches Gebäude, das ein touristischer Magnet ist, nur gelegentlich für Gottesdienste gebraucht wird und die übrige Zeit leersteht?
Zum Schluss ein herzliches Dankeschön an den Ortsbeirat Beelitz mit dem Ortsvorsteher Herrn Frankenhäuser, dass der Förderverein seine Ziele, aber auch die noch bestehenden Probleme, darstellen konnte.
Dr. R. Seidel
Bild zur Meldung: Die Beelitzer Kirche – ein Haus für alle